Ich höre ihm zu
wie er von AfD- Versammlungen berichtet,
überzeugt davon,
dass der Islam nicht zu Deutschland gehört,
alle Moslems sich verschworen haben,
uns in Deutschland zu vereinnahmen und zu erobern.
Ich höre ihm zu
wie er
von einer anderen Kultur spricht,
die der unsrigen widerspricht.
Von letzterer ist er geprägt,
auch wenn er längst den Glauben an Gott verloren hat,
und für ihn bleibt als Kern dieser in seinem Leben verdunsteten Kultur
die Nächstenliebe
übrig.
Und ich denke mir, während er das so sagt:
Nächstenliebe nur für Deutsche?
Kann das wahre Nächstenliebe sein?
Ist Nächstenliebe nicht grenzenlos
und die Würde
aller
Menschen
unantastbar?
Und währenddessen erzählte er mir von seinem fehlenden Gottesglauben.
Und ich dachte mir:
Fehlt mit dem Gottesglauben,
ganz gleich wie er geformt und geprägt ist,
nicht etwas für uns Menschen ganz Entscheidendes?
Ihm fehlt augenscheinlich der Trost angesichts der Vergänglichkeit des Lebens.
Er hat nicht, was Christen auf dem Sterbebett haben,
einen Halt,
und sei es nur einen Strohhalm.
Das waren meine Gedankenblasen,
ich hätte sie ihm gerne erzählt,
aber er hörte nicht zu.
Aber immerhin waren unsere Gedankenblasen nahe beieinander.