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Luthers Reformation radikal zu Ende denken

Damals vor 500 Jahren

ist Luther auf halben Weg stehen geblieben

mit seiner Reformation.

 

Er will zurück zu den Wurzeln,

zurück zu den Quellen des Evangeliums,

der Heiligen Schrift,

darum sola scriptura,

Allein die Schrift,

er übersieht aber,

wie historisch bedingt das angebliche Heilige der vielen Schriften ist.

Sie sind Menschenwort,

heilig genannt, mehr nicht.

 

Was wäre geschehen, wenn Luther damals

historisch kritisch hätte denken können,

was er historisch gesehen, nicht konnte?

 

Er hätte das Alte Testament nicht messianisch auf Jesus Christus deuten können.

Er hätte die angebliche Verteufelung der Juden durch den Jesus des Johannesevangeliums als Projektion erkannt,

ein wichtiger Grund seiner Judenfeindschaft wäre entfallen.

Und dann hätte er sich auf die Suche nach Spuren des Jesus von Nazareth machen können

und sein Bild von Jesus Christus wäre weit mehr von dem Menschen Jesus geprägt worden:

Entscheidend ist doch, was Jesus gesagt und getan hat

und nicht was die Menschen aus ihm gemacht haben.

Allein Christus,

darauf zielt er ab,

darauf beschränkte er sich.

 

Was wäre geschehe, wenn Luther damals

die vielen Jesus Christusse der Evangelien

und auch den Jesus Christus des Paulus

als vielfältige und mitunter gegensätzliche Idealisierung

und Vergöttlichung des Menschen Jesus von Nazareth erkannt hätte?

 

Was wäre geschehe, wenn Luther damals

nicht beim hellenistischen Christusbild,

nicht bei griechisch erdachter Trinitiätslehre

stehen geblieben wäre,

sondern hinter den Christusbildern späterer Zeit nach dem Jesus von Nazareth gefragt hätte?

 

Hier und da hatte er ja schon erkannt,                                                                                              dass „Jesus ein geborener Jude sey“,                                                                                          aber keine Konsequenzen daraus gezogen.

 

Vielleicht hätte die Erkenntnis,

dass die Christen sich Jesus zum Gottes Sohn zurechtgezimmert haben

und darüber hinaus in spekulative Trinitätsgedanken eingezwängt haben,

bei Luther bewirkt,

den Glauben der Moslems mehr zu achten

als nötige Korrektur auf griechisch-philosophische Spekulationen.

 

Und was wäre geschehen, wenn Luther damals

Allein der Glaube

weitergedacht und weiterentwickelt hätte?

Nicht allein der Glaube

an irgendwelche Dinge, die heilsnotwendig wären,

wie der Kreuzestod Christi als Opfer für einen opfersüchtigen Gott,

nicht die Jungfrauengeburt und Gottessohnschaft metaphysisch überhöht,

auch nicht Auferstehung und

oder Himmelfahrt oder andere antike Vorstellungen.

 

All das zu glauben, wäre nicht notwendig,

schon gar nicht heilsnotwendig

 

Es genügt allein das Gottvertrauen,

das gleiche Vertrauen,                                                                                                                      das Jesus von Nazareth

in Gott hegte

und wozu er seine Mitmenschen ermutigt hat,

dem göttlichen Urgrund,                                                                                                                    den er Abba nennt,

zu vertrauen.

 

Dann wäre allein der Glaube

auch nicht denkbar

ohne Liebe.

 

Macht nicht ein Glaube,

noch dazu einer der von sich sagt: Allein ich!,

uns Menschen lieblos, fanatisch?

 

Was wäre geschehen, wenn Luther damals

den Glauben allein,

aber nicht ohne Liebe

vertreten hätte!

 

 

Heute

will ich

allein dem göttlichen Urgrund meines Lebens

vertrauen,

den Jesus Abba nennt,

und allein göttlichen Urgrund der Liebe ist.

 

Heute

will ich

allein der göttlichen Liebe mich gründen,

die sich in den Spuren und der Nachfolge Jesu von Nazareth findet,

aber nicht nur in seinen.

 

Heute

will ich

allein

den Spuren göttlicher Liebe

in den Schriften und Menschentraditionen

folgen,

ganz gleich welcher Herkunft und Religion

und diese göttliche Liebe allein

soll Richtschnur sein

gegenüber allem, was ihr, selbst in der Bibel, widerspricht.

Josef, Maria und das Jesuskind im Langenfelder Kirchturm

Erst kam Josef,
etwa einen Monat vor Weihnachten,
fand Wohnung und Unterschlupf
im Langenfelder Kirchturm.
Wir boten ihm Kirchenasyl,
schützten ihn davor, abgeschoben zu werden
in eine ungewisse Zukunft in Ungarn.
Josef
war kein Jude.
Er war Jeside,
verfolgt von den Schergen der IS,
fand er Zuflucht bei uns
im Langenfelder Kirchturm.

Dann kam Maria, seine Frau,
die war nicht schwanger,
sie brachte den Jüngsten gleich mit: das Jesuskind.
Daheim
nicht in Nazareth, sondern im Irak irgendwo bei Mosul,
drei Kilometer von den Schergen der IS entfernt,
hatten sie, Maria und Josef, noch drei weitere Kinder.
Sie warten darauf,
in Sicherheit gebracht zu werden,
von Schleppern übers Meer gebracht,
haben sie noch einen langen Weg zu uns.

Ein Jahr hatte Maria ihren Josef
nicht mehr gesehen.
Solange war er fort von ihr,
auf der Flucht und der Suche nach Sicherheit für seine Familie.
Maria brachte noch jemanden mit,
einen 17jährigen Neffen,
aber auch er sprach nicht unsere Sprache.

Nur eine Weile blieben die drei,
Maria, das Jesuskind und ihr Neffe
im Langenfelder Kirchturm.
Sie mussten sich registrieren lassen in Zirndorf,
wie einst der jüdische Josef in Bethlehem.

Und noch ein Unterschied zu damals:
Diesmal kamen keine Hirten. Und keine Engel.
Es kamen auch keine drei heiligen Könige.
Die kamen nur bis zum Pfarrhaus und baten um eine Spende.
Nein heuer kamen keine Sterndeuter, die Geschenke und Hilfe brachten.
Diesmal kamen
viele Langenfelder, Ullstädter, Neustädter und andere
Menschen aus der Umgebung
mit großer Bereitschaft
Josef, und auch seiner Maria und dem Jesuskind zu helfen
im Langenfelder Kirchturm

Sie brachten Geschenke, Zeit und Zuwendung,
gaben zu essen, spielten mit ihm und gaben ihm Arbeit.
Sie freuten sich,
Josef, später auch mal seine Maria und das Jesuskind in der Kirche beim Gottesdienst zu sehen.

Noch
Ist Josef
bei uns im Langenfelder Kirchturm.
Noch ist
Irgendwie Weihnachten.
Und was damals vor 2000 Jahren in Bethlehem geschehen ist,
ist wohl nicht viel anders gewesen
als bei uns heute im Langenfelder Kirchturm.

Im Namen Gottes, des Barmherzigen, des Allerbarmers, im Namen Gottes, den wir Christen die Liebe nennen:

Im Namen Gottes, des Barmherzigen, des Allerbarmers,
im Namen Gottes, den wir Christen die Liebe nennen:
Öffne dein Herz
zu dem Gott,
der der Gott aller Menschen ist.
Gott ist nicht bloß unser Gott, sondern unser aller Gott.
Der Gott aller Menschen, ja aller Lebewesen. Gott ist für alle da.

Im Namen Allahs, des Barmherzigen, des Allerbarmers,
m Namen Gottes, den wir Christen die Liebe nennen:
Öffne dein Herz
zu den Menschen.
Es sind deine Brüder und Schwestern.
Es sind deine Mitmenschen.
Und zwar jeder Mensch.
Sage nicht: Die und die sind nicht meine Mitmenschen.
Jeder und jede ist dein Mitmensch.

Im Namen Allahs, des Barmherzigen, des Allerbarmers,
m Namen Gottes, den wir Christen die Liebe nennen:

Der Gott aller Menschen lässt sich nicht zurechtstutzen auf einen Gott,
der nur für ein paar Auserwählte da ist.
Der Gott aller Menschen ist für alle Menschen da, auch für deine Feinde.
Und der Mitmensch ist eben auch jeder und jede. Ohne wenn und aber.
Oh ihr Kleingläubigen aller Religionen!
Wir begrenzen uns immer. Uns und unseren Gott!
Die Polen wollen nur Flüchtlinge, die katholisch sind.
Die Christen nur Christen Mitmensch sein.
Die Moslems halten ihre schützende Hand nur über Moslems.
Aber das, was wir Gott denken, ist immer größer, weiter:
allerbarmend, allgütig, allliebend.

Im Namen Allahs, des Barmherzigen, des Allerbarmers!

Im Namen Allahs, des Barmherzigen, des Allerbarmers!
Wie kann man als gläubiger Mensch das Töten von Menschen rechtfertigen?
Wie kann man als gläubiger Mensch die Versklavung von jesidischen Frauen rechtfertigen?
Was für ein grausamer Gott sitzt diesen Leuten im Nacken?
Ich glaube nicht, dass sie den Islam wirklich verstehen
oder den Koran wirklich verstanden haben.

Im Namen Gottes!
Den gleichen Fanatismus gibt es auch
bei Juden, bei Christen, Hindus, Buddhisten, selbst bei Neonazis.
Nur andere Namen und andere Götter.
Ansonsten die gleiche idiotische halsstarrige Haltung:
„Nur wir haben die Wahrheit für uns gepachtet,
alle anderen sind Lügner, Verräter!“

Im Namen Allahs, des Barmherzigen, des Allerbarmers!
Eine religiöse Grundhaltung,
die den Menschen auf dem Altar irgendeines Gottes opfert
und über Leichen geht,
ist eine Perversion,
eine Gotteslästerung!

Feindbilder

Meinen Ohren wollte ich nicht trauen,
als ich diesen Satz hörte:
„Ach, wenn es diesen Islam nicht mehr gäbe!“
Ist der Islam nicht eine Weltreligion,
was wäre die Welt ohne diese wunderbare Religion?
Ist es nicht schön, dass es neben dem Christentum
auch die Buntheit und Vielfalt weiterer Religionen gibt?
Zumal wir als Christen mit Juden und Moslems die gleichen Wurzeln haben?

Noch mehr war ich erstaunt,
als ich hörte:
„Vor dem Mohammed habe ich keinen Respekt!“
Und dann all die Feindbilder aus antiislamistischem Herzen.
Respekt
vor dem Gründer einer Weltreligion
ist wohl das Mindeste, das zu erwarten ist,
wenn du wirklich dem Moslem gegenüber trittst.
Respekt
erwarten wir auch von den anderen
für unseren Glauben.
Respekt und Toleranz ist der einzig gangbare Weg,
einander ehrlich und liebevoll zu begegnen.

Zum ersten Mal hörte ich Feindbilder gegen den Islam aus christlichem Mund
und erinnerte mich an all die Feindbilder gegen das Judentum
über Jahrhunderte aus christlichem Mund.
Feindbilder sind nichts als unüberlegte Vorurteile,
die man nur ablegen kann,
wenn man dem anderen als Menschen begegnet.