Monatsarchiv: Juni 2017

gottwillwasvonmirunbedeutendenMenschenkauend

Neulich

Sah ich in der Kirche

Eine ältere Frau

Kaugummikauend

Im Gottesdienst.

Kaugummikauend

Singend

Kaugummikauend

Der Predigt zuhörend

Kaugummikauend

Mitbetend,

Selbst beim Vaterunser

Betete sie

Kaugummikauend

 

Erst dachte ich empört,

Was für Benehmen!

Was für eine wiederkäuende Kuh!

Kaugummikauend

Nicht mal Konfirmanden waren so ausgiebig damit beschäftigt

Kaugummikauend

Dann aber dachte ich an Maria

Die in ihrem Herzen wiederkäute

Was sie erfahren und erlebt hatte

Vielleicht nicht kaugummikauend

Aber gottwillwasvonmirunbedeutendenMenschenkauend.

Luthers Reformation radikal zu Ende denken

Damals vor 500 Jahren

ist Luther auf halben Weg stehen geblieben

mit seiner Reformation.

 

Er will zurück zu den Wurzeln,

zurück zu den Quellen des Evangeliums,

der Heiligen Schrift,

darum sola scriptura,

Allein die Schrift,

er übersieht aber,

wie historisch bedingt das angebliche Heilige der vielen Schriften ist.

Sie sind Menschenwort,

heilig genannt, mehr nicht.

 

Was wäre geschehen, wenn Luther damals

historisch kritisch hätte denken können,

was er historisch gesehen, nicht konnte?

 

Er hätte das Alte Testament nicht messianisch auf Jesus Christus deuten können.

Er hätte die angebliche Verteufelung der Juden durch den Jesus des Johannesevangeliums als Projektion erkannt,

ein wichtiger Grund seiner Judenfeindschaft wäre entfallen.

Und dann hätte er sich auf die Suche nach Spuren des Jesus von Nazareth machen können

und sein Bild von Jesus Christus wäre weit mehr von dem Menschen Jesus geprägt worden:

Entscheidend ist doch, was Jesus gesagt und getan hat

und nicht was die Menschen aus ihm gemacht haben.

Allein Christus,

darauf zielt er ab,

darauf beschränkte er sich.

 

Was wäre geschehe, wenn Luther damals

die vielen Jesus Christusse der Evangelien

und auch den Jesus Christus des Paulus

als vielfältige und mitunter gegensätzliche Idealisierung

und Vergöttlichung des Menschen Jesus von Nazareth erkannt hätte?

 

Was wäre geschehe, wenn Luther damals

nicht beim hellenistischen Christusbild,

nicht bei griechisch erdachter Trinitiätslehre

stehen geblieben wäre,

sondern hinter den Christusbildern späterer Zeit nach dem Jesus von Nazareth gefragt hätte?

 

Hier und da hatte er ja schon erkannt,                                                                                              dass „Jesus ein geborener Jude sey“,                                                                                          aber keine Konsequenzen daraus gezogen.

 

Vielleicht hätte die Erkenntnis,

dass die Christen sich Jesus zum Gottes Sohn zurechtgezimmert haben

und darüber hinaus in spekulative Trinitätsgedanken eingezwängt haben,

bei Luther bewirkt,

den Glauben der Moslems mehr zu achten

als nötige Korrektur auf griechisch-philosophische Spekulationen.

 

Und was wäre geschehen, wenn Luther damals

Allein der Glaube

weitergedacht und weiterentwickelt hätte?

Nicht allein der Glaube

an irgendwelche Dinge, die heilsnotwendig wären,

wie der Kreuzestod Christi als Opfer für einen opfersüchtigen Gott,

nicht die Jungfrauengeburt und Gottessohnschaft metaphysisch überhöht,

auch nicht Auferstehung und

oder Himmelfahrt oder andere antike Vorstellungen.

 

All das zu glauben, wäre nicht notwendig,

schon gar nicht heilsnotwendig

 

Es genügt allein das Gottvertrauen,

das gleiche Vertrauen,                                                                                                                      das Jesus von Nazareth

in Gott hegte

und wozu er seine Mitmenschen ermutigt hat,

dem göttlichen Urgrund,                                                                                                                    den er Abba nennt,

zu vertrauen.

 

Dann wäre allein der Glaube

auch nicht denkbar

ohne Liebe.

 

Macht nicht ein Glaube,

noch dazu einer der von sich sagt: Allein ich!,

uns Menschen lieblos, fanatisch?

 

Was wäre geschehen, wenn Luther damals

den Glauben allein,

aber nicht ohne Liebe

vertreten hätte!

 

 

Heute

will ich

allein dem göttlichen Urgrund meines Lebens

vertrauen,

den Jesus Abba nennt,

und allein göttlichen Urgrund der Liebe ist.

 

Heute

will ich

allein der göttlichen Liebe mich gründen,

die sich in den Spuren und der Nachfolge Jesu von Nazareth findet,

aber nicht nur in seinen.

 

Heute

will ich

allein

den Spuren göttlicher Liebe

in den Schriften und Menschentraditionen

folgen,

ganz gleich welcher Herkunft und Religion

und diese göttliche Liebe allein

soll Richtschnur sein

gegenüber allem, was ihr, selbst in der Bibel, widerspricht.

Gedankenspiel: Einmal angenommen, es gibt das, was wir „Gott“ nennen….

 Einmal angenommen,

es gibt das, was wir „Gott“ nennen,

und wir glauben an „Gott“,

dann werden wir immer noch staunen,

dass „Gott“ so ganz anders ist,

als wir uns „Gott“ dachten.

„Gott“ wird darüber lächeln,

wie kindisch wir „Gott“ dachten und uns vorstellten.

Vielleicht wird „Gott“ auch ärgerlich sein,

dass wir „Gott“ missbraucht und pervertiert haben.

„Gott“ wird in jedem Fall mehr als personhaft sein und

am Ende wird „Gott“ Liebe sein,

Liebe und nichts als Liebe.

 

Einmal angenommen,

es gibt das, was wir „Gott“ nennen,

und wir glauben nicht an „Gott“,

dann werden wir immer noch staunen,

dass „Gott“  auch uns von allen Seiten umfangen hat,

ohne dass wir davon wussten

und „Gott“ wird darüber lächeln,

wie kindisch wir „Gott“ als „Gott gibt es nicht“ dachten.

Vielleicht wird „Gott aber darüber ärgerlich sein,

dass wir „Gott“ so gar nicht dachten und lebten ohne „Gott“.

Vielleicht werden wir uns selber darüber ärgern über die verpassten Situationen,

„Gott“ als vermeintlich Gottlose zu begegnen.

Aber am Ende wird „Gott“ Liebe sein,

Liebe und nichts als Liebe.

 

Einmal angenommen,

es gibt das nicht, was wir „Gott“ nennen,

und wir glauben an „Gott“,

dann wird es kein verwundertes Erstaunen geben.

Wir könnten am Ende nicht einmal sagen:

Siehste,  die anderen, die nicht an „Gott“ glauben, haben recht gehabt,

wir haben uns getäuscht.

Am Ende wird „Nichts“ sein,

Nichts und nichts als Nichts.

 

Aber vorher hätten wir „Gott“-Glaubenden

wenigstens ein stückweit ein Leben auf „Gott“ – Komm heraus! gelebt,

ein Leben auf Liebe geeicht

und einem solchen auf Liebe geeichtes Leben

kann selbst der Tod nichts an Sinn nehmen.

So zu leben, zu lieben und geliebt zu werden,

hat sich in jedem Fall gelohnt,

selbst wenn danach das „Nichts“ kommt.

 

Einmal angenommen,

es gibt das nicht, was wir „Gott“ nennen,

und wir glauben nicht an „Gott“,

dann wird es auch da kein verwundertes Erstaunen geben.

Wir „Gott“-losen könnten am Ende nicht einmal sagen:

Siehste, wir haben recht gehabt,

es gibt nicht das, was die anderen „Gott“ nennen,

sie haben sich getäuscht

und wir haben recht gehabt

Am Ende wird „Nichts“ sein,

Nichts und nichts als Nichts.

Aber vorher hätten vielleicht die einen

ein Leben auf Teufel komm heraus gelebt,

ein Leben auf Kosten anderer

und keinen „Gott“ kümmert es.

 

In diesem Fall,

angenommen es gibt das nicht, was wir „Gott“ nennen

und angenommen, am Ende wartet das Nichts auf uns,

dann müssen wir „Gott“-Glaubenden

jetzt

hier und heute

protestieren:

Im Namen der Entrechteten dieser Erde protestieren wir „Gott“-Glaubende unser Leben lang

gegen einen „Gott“, der nicht da ist, wenn man „Gott“ braucht.

Im Namen derer, die wir geliebt haben,

protestieren wir  „Gott“- Glaubende gegen einen „Nicht-Gott“, den der Tod nicht kümmert.

Denn wenn es keinen „Gott“ dann gäbe,

müssten wir einen „Gott“ erfinden:

einen“ Gott der Liebe“,

der den Entrechteten dieser Welt aufhilft

und den Tod überwindet