Monatsarchiv: Februar 2013

„Dreck ist nur Materie am falschen Platz“

„Dreck ist nur Materie am falschen Platz“,
ein Satz aus der Serie „Der Tatortreiniger,“
hochphilosophisch und buchstäblich geerdet.
Dreck ist auch Materie,
Material, der Erde entnommen.
Alles ist der Erde entnommen,
alles kehrt zur Erde wieder zurück,
Erde zu Erde,
Dreck zu Dreck.
Was wir verächtlich dreckig nennen,
ist in Wirklichkeit auch ein Teil von uns.
Dreck ist Bestandteil unseres Lebens.
Jeder hat Dreck am Stecken, sagt man,
man braucht nur im Dreck beim anderen zu wühlen
und schon wird man fündig.
Jeder hat sich irgendwo und irgendwie im Laufe seines Lebens dreckig gemacht.
Wenn Dreck auch Materie ist,
nur am falschen Ort,
wo Schmutz uns stört und beschämt,
dann sollten wir uns fragen,
ob es überhaupt wünschenswert ist,
ein Leben ohne Dreck zu leben,
ein absolut reines, unbeflecktes Leben zu leben,                                     ohne Schmutz und Tadel.

Ich für meinen Teil ziehe es vor,
durch meinen Dreck im Leben zu stiefeln,
manchmal weil man da hindurch muss,
manchmal weil´s mir einfach Spaß macht,
im Dreck des Lebens zu stampfen.

Wer bin ich?

Wer bin ich?
Bin ich der, der ich einmal gewesen bin:
Das Kind von damals, der Jugendliche,
der junge Mann vor 30 Jahren?
Wer ich auch damals gewesen bin,
bin ich heute nicht.

Ich bin nicht der, der ich einmal gewesen bin.
Ich bin geprägt davon, das mag sein.
Aber ich bin nicht der Mensch, der gewesen ist.

Wer bin ich dann?
Bin ich der, der ich einmal sein werde:
Der alte Mann, mit achtzig,
der Mensch in 20, 30 Jahren?
Wer ich auch einmal sein werde,
bin ich heute nicht.
Ich bin nicht der, der ich einmal
vielleicht
sein werde.
Ich bin geprägt davon,
von meinen Träumen und Hoffnungen und Zukunftsängsten,                                                                                         das mag sein.
Aber ich bin nicht der Mensch,
der ich irgendwann einmal vielleicht sein werde.
Wer bin ich dann?
Ich bin nicht, der ich einmal war.
Ich bin nicht, der ich einmal sein werde.
Ich weiß nur,
heute bin ich,
jetzt lebe ich,
und was gestern war,
kümmert mich nicht,
was morgen sein wird,
darüber will ich mir nicht den Kopf zerbrechen.
Jetzt lebe ich so gut ich kann, so gern ich will.

Mauerfall

Eine Mauer der Nichterwartung.
Sie wurde hoch gezogen in Jahrzehnten.
Die Erwartungen und Hoffnungen, auch Träume
Sie wurden immer mehr und mehr zurückgebaut.
Stattdessen wurden
immer mehr und mehr
Mauersteine der Nichterwartung
aufgemauert.
Eine Schutzmauer ,
die uns schützt
vor zu viel Gott.
Eine Mauer, die das Leben in gewohnte Bahnen lenkt,
ohne große Überraschungen,
ohne wirklich noch was zu erwarten.
Was soll man schon von Menschen erwarten?
Sie ändern sich nie, bleiben dieselben.
Was soll man schon von Gott erwarten?
So viele Enttäuschungen, so viele ausgebliebene Hoffnungen.
Ziehen wir uns lieber zurück
In unserer heimeliges Babylon.
Ziehen wir lieber eine Schutzmauer der Nichterwartung hoch
und leben wir lieber das Leben ohne große Erwartung.
Und so haben wir uns eine Mauer hochgezogen,
die uns abschirmt von Gott, vom Leben,
von unseren Mitmenschen,
aber auch von den eigenen Gefühlen und Wünschen.
Aber dann ist die Mauer gefallen, langsam zerbröselt im Lauf der Jahre oder mit einem Mal eingestürzt.
Durch Unvorhergesehes,
von Gott unterbrochen im Alltag.
Damit muss man
immer rechnen,
mit der Lebendigkeit des Lebens,
der Unberechenbarkeit Gottes,
dass er kommt,
ausgerechnet dann,
wenn wir so gar nicht damit mehr rechnen.

Gottes so ganz andere Gedanken

Gottes Gedanken,
dass wir Menschen keine Laune der Natur sind,
sondern gewollt, geliebt, einzigartig,
sind so ganz anders
gegenüber unseren Gedanken:
Der Mensch, zufällig ins Dasein geworfen,
verzweifelt um Liebe und Anerkennung ringend,
jederzeit ersetzbar, letztlich überflüssig.
Und immer wenn wir Gottes so andere Gedanken hören,
können wir sie beiseiteschieben und unsere Gedanken denken
oder
sich von Gottes so ganz anderen Gedanken beflügeln lassen.
Immer dann, wenn wir Gottes so ganz andere Gedanken hören,
hören wir das, was man Gottes Wort nennt.
Kein papierner Papst,
kein einziger Buchstabe der Bibel,
sondern Gottes Wort
ereignet sich
immer dann,
wenn wir Gottes so ganz andere Gedanken hören,
die nicht in unsere Welt hineinpassen.
Es kann eine Geschichte, ein Wort, ein Mythos aus der Welt der Bibel sein,
etwas das uns quer kommt,
oder ein Mensch, ein menschlicher Gedanke, eine menschliche Tat,
Jesus von Nazareth verkörpert Gottes so ganz andere Gedanken.
Darum höre ich hin, was er sagt, tut und vorlebt.