Lesung 1:
Apg 21 Dann kam der Pfingsttag.
Alle, die zu Jesus gehört hatten,
waren an einem Ort versammelt.
1.Szene – Das Schweigen der Jünger
Die Jünger sitzen in einem Haus in Jerusalem zusammen. Sie sitzen hier in den letzten Tagen oft. Sie sind sprachlos. Sie schweigen. Was soll man auch noch sagen und miteinander bereden? Sie haben alles schon tausendmal beredet. Es gibt nichts mehr zu sagen. Die Jünger wären gerne woanders. Sie haben miterlebt, wie ihr Anführer, ihr bester Freund, ihr Prophet, ihr Messias gefangen genommen wurde. Wie er ans Kreuz genagelt wurde. Wie er gestorben ist. Sie möchten gerne von der Liebe Gottes erzählen und davon, dass Jesu Leiche aus dem Grab verschwunden ist. Dass der Tod zwar mächtig ist, aber Gottes Liebe noch tausendmal stärker. Aber die Worte bleiben ihnen im Hals stecken, und sie fürchten sich vor den Menschen draußen.
2 Alle, die zu Jesus gehört hatten, waren an einem Ort versammelt.
Hier drinnen an diesem Ort waren sie sicher. Es war keine Kirche, die gab es damals ja noch nicht. Aber sie hat sich aus Sicherheitsgründen in ein Haus zurückgezogen.
Sie haben die gleiche Sehnsucht nach Sicherheit und Geborgenheit wie wir.
Wohin gehen wir, wenn eine Krise wie Corona über uns kommt?
Mir ist aufgefallen: Die Menschen gehen heute nicht mehr wie früher vermehrt in die Kirche. In früheren Zeiten, in Kriegszeiten, in Zeiten des Terrors sind Menschen in Kirchen geflüchtet. Im Dreißigjährigen Krieg etwa waren Kirchen Wehrkirchen mit Kirchenmauern. Unsere Kirche hatte auch ihre Mauern, ein Torgebäude zur Wache usw. In unsicheren Zeiten sind die Menschen in die Kirche geflüchtet. Heute nicht mehr so. Heute haben wir Angst, uns in der Kirche zu infizieren. Die Nähe des anderen ist auf einmal gefährlich. Aber davon abgesehen, beobachte ich, wie Menschen, wenn sie Angst und Sorgen haben, weniger in die Kirche gehen. Aber wohin gehen sie? Wohin gehen wir, wenn alles unsicher wird?
In ein Gebäude, das mir vertraut ist, in mein Haus, in meine Wohnung. Da bin ich sicher. Da bin ich sicher, weniger in dieser Kirche, mehr in dem Gebäude, in dem Haus, in dem ich wohne.
Deshalb ziehen wir uns auch in unsicheren Zeiten zurück in unsere Häuser und Wohnungen.
Wenn es heftig gewittert, verschließe ich alle Fenster und lasse den Rollo herunter.
So war es auch, als die Jünger sich nach Karfreitag und Ostern zurückgezogen haben in einem Haus, einem Ort, wo sie sicher waren.
Was brauche ich gerade, dass ich mich sicher fühle?
Lied 564 , 1
Komm, Heilger Geist, mit deiner Kraft, / die uns verbindet und Leben schafft.[1] (Kehrvers)
Wie das Feuer sich verbreitet / und die Dunkelheit erhellt, /
so soll uns dein Geist ergreifen, / umgestalten unsre Welt. Kehrvers
Lesung 2:
2 Plötzlich kam vom Himmel her ein Rauschen
wie von einem starken Wind.
Das Rauschen erfüllte das ganze Haus,
in dem sie sich aufhielten.
3 Dann erschien ihnen etwas wie züngelnde Flammen.
Die verteilten sich
und ließen sich auf jedem Einzelnen von ihnen nieder.
4 Alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt.
2.Szene – In den Jüngern brennt etwas. Etwas treibt sie an in diesem Mauern.
Die Jünger hören ein Brausen und spüren so etwas wie ein Feuer. In den Jüngern brennt etwas. Etwas treibt sie an in diesem Mauern. Etwas treibt sie aus diesen Mauern.
Es ist ja ein Wunder, dass den Jüngern plötzlich doch noch Worte einfallen. Es ist ein Wunder, dass sie sich nicht hinter Mauern verschanzen.
An dem Ort, wo sie sich zurückgezogen haben, spüren sie ein Bedürfnis, eine Sehnsucht:
Diese Sehnsucht treibt auch uns um. Wir möchten auf Dauer nicht allein auf uns zurückgeworfen sein. . Wir möchten auf Dauer nicht allein sein. Wir brauchen Menschen, die uns berühren, Menschen, deren Worte uns berühren oder auch Menschen, die durch unsere Worte berührt werden.
Unsere Sehnsucht, zutiefst von etwas oder von jemanden berührt zu werden. Irgendwann wird es doch langweilig, ewig in diesen Mauern zu sitzen. Irgendwann brauche ich etwas, was mich berührt .
Gut, wenn wir Menschen haben, die mit uns wohnen und leben. Gut, wenn wir Menschen an der Seite haben, mit den wir darüber sprechen können, was uns berührt und beschäftigt.
Was berührt mich gerade? Was brennt in mir? Was treibt mich an?
Auszug Komm heilger Geist 564, 2-3
Komm, Heilger Geist, mit deiner Kraft, / die uns verbindet und Leben schafft.[2] (Kehrvers)
- Wie der Sturm so unaufhaltsam, / dring in unser Leben ein. /
Nur wenn wir uns nicht verschließen, / können wir deine Kirche sein. Kehrvers
- Schenke uns von deiner Liebe, / die vertraut und die vergibt. /
Alle sprechen eine Sprache, / wenn ein Mensch den andern liebt. Kehrvers
Draußen vor der Kirche im Gras
Lesung 3:
4b Sie begannen,
in fremden Sprachen zu reden –
ganz so, wie der Geist es ihnen eingab.
5 In Jerusalem lebten auch fromme Juden aus aller Welt,
die sich hier niedergelassen hatten.
6 Als das Rauschen einsetzte,
strömten sie zusammen.
Sie waren verstört,
denn jeder hörte sie
in seiner eigenen Sprache reden.
7 Erstaunt und verwundert sagten sie:
»Sind das denn nicht alles Leute aus Galiläa, die hier reden?
8 Wie kommt es, dass jeder von uns
sie in seiner Muttersprache reden hört?
9 Wir kommen aus Persien, Medien und Elam.
Wir stammen aus Mesopotamien,
aus Pontus und der Provinz Asien,
10 aus Phrygien und Pamphylien.
Aus Ägypten und der Gegend von Zyrene in Libyen,
ja sogar aus Rom sind Besucher hier.
11 Wir sind Juden von Geburt an und Fremde,
die zum jüdischen Glauben übergetreten sind.
Auch Kreter und Araber sind dabei.
Wir alle hören diese Leute
in unseren eigenen Sprachen erzählen,
was Gott Großes getan hat.«
12 Erstaunt und ratlos sagte einer zum anderen:
»Was hat das wohl zu bedeuten?«
13 Wieder andere spotteten:
»Die haben zu viel neuen Wein getrunken!«
Auslegung 3 Ein Wunder, wenn wir uns verstehen!
Es ist ein Wunder, dass es draußen Menschen gibt, die ihnen zuhören und die sie verstehen. Ganz verschiedene Menschen. Damals waren es Menschen mit verschiedenen Muttersprachen. Diese Verständigungsprobleme kennen wir heute auch gut. Es ist schon schwierig genug, den Menschen neben mir zu verstehen, die Ehemann, die Ehefrau, die eigenen Kinder bzw. Eltern. Es ist schon schwierig genug, dass über Generationen hinweg, alt und jung Enkel und Großeltern einander verstehen. Aber hier und da gibt es tatsächlich solche Momente, wo wir einander trotz Unterschiede verstehen.
Auch in der Gesellschaft. Die Corona-Epidemie lässt uns zusammenrücken, auf einander Rücksicht nehmen. Wir nehmen einander wahr. Wir fragen: Was brauchst du? Was braucht der Nachbar? Wir begreifen uns auf einmal als Gemeinschaft und Solidarität ist ein gelebtes Wort.
Ach, wie schnell kommen dann auch die, die nichts mitbekommen haben und nichts begreifen wollen und sagen: „Ihr seid doch alle besoffen in eurem Einigkeitswahn. Dabei sind manche selber besoffen von Verschwörungsphrasen und Hassworten.
An Pfingsten haben plötzlich alle einander verstanden, was sie einander sagen wollten. Die Jünger haben die Sprache der Menschen gesprochen. Sie sprechen die Sprache des Herzens, es ist eine Herzenssprache von Mensch zu Mensch:
Der andere spürt: Ich bin gemeint. Ich werde ernst genommen. Mir hört jemand zu. Einander zuhören, ist ein Geschenk des Himmels. Einander verstehen ein Wunder. Daraus entsteht ein gemeinsames Verstehen und gemeinsames Glauben.
Lasst mit miteinander das Wunder des Glaubens bekennen mit dem Glaubensbekenntnis von Jörg Zink
Wir glauben an Gott.
Wir sind nicht allein.
Wir sind geborgen.
Wir sind frei.
Wir glauben an den göttlichen Geist,
den Geist der Freiheit,
der uns verbindet
zu der einen umfassenden Kirche.
Wir glauben an Jesus Christus,
der Gott zeigt und vertritt,
der das Reich des Friedens verkündete
und aus Liebe zu uns starb.
Wir glauben, dass Jesus lebt.
Er befreit uns von Schuld,
von Angst und Tod.
Er hilft uns leben.
Wir glauben an den Gott,
der die Welt schafft und erhält,
der will, dass wir mit ihm wirken,
der Welt und den Menschen zugute.
Wir glauben an den lebendigen Gott,
der die Welt vollendet und erneuert,
der auch uns bewahrt und neu schafft
zu unvergänglichem Leben.
Amen.
Miteinander gehen: mit einem Wort:
Was braucht es, dass wir einander verstehen? weitergehen
Am Brunnen (Türkeiplatz)
Lesung 4 Petrus ergreift das Wort
14 Da trat Petrus vor die Menge
und mit ihm die anderen elf Apostel.
Mit lauter Stimme rief er ihnen zu:
»Ihr Männer von Judäa!
Bewohner von Jerusalem!
Lasst euch erklären,
was hier vorgeht,
und hört mir gut zu!
15 Diese Leute sind nicht betrunken,
wie ihr meint.
Es ist ja erst die dritte Stunde des Tages.
16 Nein, was hier geschieht,
hat der Prophet Joel vorhergesagt:
17 ›Gott spricht:
Das wird in den letzten Tagen geschehen:
Ich werde meinen Geist über alle Menschen ausgießen.
Eure Söhne und eure Töchter werden als Propheten reden.
Eure jungen Männer werden Visionen schauen
und eure Alten von Gott gesandte Träume träumen.
18 Über alle, die mir dienen,
Männer und Frauen,
werde ich in diesen Tagen meinen Geist ausgießen.
Und sie werden als Propheten reden.
19 Ich werde Wunder tun droben am Himmel.
Und ich werde Zeichen erscheinen lassen unten auf der Erde:
Blut und Feuer
und dichte Rauchwolken.
20 Die Sonne wird sich verfinstern,
und der Mond wird sich in Blut verwandeln.
Dies alles geschieht,
bevor der große und prächtige Tag des Herrn anbricht.
21 Jeder, der dann den Namen des Herrn anruft,
wird gerettet werden!‹
Vierte Szene – Menschen trauen sich, einander von ihren Träumen zu erzählen.
Wir befinden uns draußen irgendwo draußen vor dem Haus der Jünger. Davor steht eine Menschenmenge. Aus der Gruppe der Jünger löst sich Petrus. Er stellt sich auf eine Holzkiste und beginnt zu predigen: „Nein, wir sind nicht besoffen! Wir erleben gerade, was der Prophet Joel vorhergesagt hat. Joel hat gesagt: Es wird eine Zeit kommen, da wird Gott seinen Geist über uns ausgießen. Da werden eure Söhne und Töchter weissagen.“ Eine junge Frau löst sich aus der Zuhörerschaft und sagt: „Ich sehe eine Zeit, in dieser Corona-Virus ausgerottet sein wird und die Epidemie endlich vorbei sein wird. Und eine andere Frau sagt: Ich träume davon, dass kein Kind mehr an Hunger stirbt.“ Die Zuhörer applaudieren. Petrus fährt fort: „Eure Jünglinge sollen Gesichte sehen.“ Ein junger Mann tritt vor und sagt: „Ich sehe lächelnde Gesichter. Lange Feindschaft wird überwunden. Frieden wird ausgehandelt. Und er hält.“ Die Zuhörer klatschen und pfeifen. Petrus redet weiter: „Eure Alten sollen Träume haben.“ Eine Gruppe alter Menschen tritt vor. Einer spricht. „Wir träumen von menschenwürdiger Pflege. Gute medizinische Versorgung für alle. Menschen, die uns wertschätzen.“ Junge Leute treten hervor und antworten: Wir träumen auch davon und dass wir in der Pflege in den Altenheimen anerkannt und wertgeschätzt werden. Die Leute klatschen. Petrus ergreift wieder das Wort: „Wir dürfen Gott und einander ganz offen unsere Träume vom Leben sagen, Träume vom guten Leben einer gelingenden Gemeinschaft, in der es für Menschen selbstverständlich ist, dass sie miteinander teilen, was sie haben.
Was für Träume vom Leben habe ich?
Welche Träume vom Leben haben wir gemeinsam?
Wechsel Am Platz mit der Erdkugel
Lesung 5
46 Tag für Tag versammelten sie sich als Gemeinschaft im Tempel.
In den Häusern hielten sie die Feier des Brotbrechens
und teilten das Mahl voll Freude
und in aufrichtiger Herzlichkeit.
Kurzauslegung 5 Die erste Gemeinde in Jersualem hat den Traum gelebt, von dem ich vorhin sprach:
Träume vom guten Leben einer gelingenden Gemeinschaft, in der es für Menschen selbstverständlich ist, dass sie miteinander teilen, was sie haben. Sie haben miteinander geteilt. Auch das Brot. Brot ist dabei mehr als das Stück Brot.
Ein Gedicht von Almut Haneberg drückt dies so aus.
Das Brot teilen |
wenn wir jetzt das brot miteinander teilen
dann teilen wir ein stück alltag was uns aufbaut und kraft gibt was uns fordert und anfragt tägliches brot das uns leben lässt wenn wir jetzt das brot miteinander teilen dann teilen wir unsere sorge um arbeit und zukunft um frieden und gesichertes leben tägliches brot das uns mühe bereitet wenn wir jetzt das brot miteinander teilen dann teilen wir unser leid krankheit und tod enttäuschung und trauer rückschläge und schuld als tägliches brot von tränen und schmerz wenn wir jetzt das brot miteinander teilen teilen wir den dank für das leben heute zu sein und morgen zu werden und atmen und wachsen zu können als brot das uns täglich mut gibt weiterzugehen wenn wir jetzt das brot miteinander teilen werden wir menschen und feiern das leben Almut Haneberg |