Monatsarchiv: Oktober 2016

Kein Gott der Hassenden, aber ein Gott der Flüchtenden!

Nach all den hochtheologischen Gedanken,

ob Gott ist, wie Gott ist und was Gott nicht ist,

kehren meine Gedanken

zurück zu unserer Wirklichkeit:

Ich stoße in den Medien

auf eine Frau,

die tausendmal ausländerfeindliche Naziparolen

mutig übermalt und überstrichen hat

und nun vor Gericht steht,

weil sie auch gegen „Merkel muss weg“-Schmierparolen künstlerisch vorgeht.

Eines weiß ich,

Gott ist mit dieser Frau!

 

Auf Facebook stoße ich

auf die Aktion „Hasshilft“,

lache darüber,

wie aus Hasstiraden von Nazis und Pegidaleuten

gegen ihren Willen Spendengeld für Flüchtlinge wird.

Eines weiß ich,

Gott lacht mit!

Und Gott weint

über diesen Hass dieser Menschen.

 

Mich berührt der Hass dieser Menschen.

Er regt mich auf, dieser Hass auf andere Menschen.

Genauso regt es mich auf,

wenn ich von übler Nachrede gegenüber „eurem Kirchenasylanten“ höre,

wenn Wahrheit verbogen,

und Fremdenfeindlichkeit von aktiven Gemeindegliedern geschürt wird,

die es doch besser wissen müssten.

Nach allem, was ich von Gott weiß,

ist Gott schon immer auf Seiten von Flüchtlingen und der Armen

und kein Gott der Hassenden.

Gott ist nicht…

Manchmal ist es einfacher zu sagen, was Gott nicht ist,

als was Gott ist:

Gott ist nicht Mann noch Frau noch ein Etwas.

Gott ist keine Person und schon gar keine dreieinige Personen.

Alle Aussagen darüber sind theologische Spekulationen.

 

Gott ist nicht allmächtig.

Spätestens seit Auschwitz sollte das klar sein.

 

Gott ist nicht allgegenwärtig.

Gott kann nicht überall sein, kann nur dort sein,  wo Menschen sich auf Gott einlassen.

 

Gott ist auch nicht barmherzig,

sondern barmherzig wie ein Vater sich seiner Kinder erbarmt.

Gott ist wie

Ich stoße auf das Wörtchen wie:

Gott ist wie

wie ein Vater, wie eine Mutter

wie ein Richter,

wie ein Hirte,

wie ein Fels, eine Burg,

wie

nur ein Vergleich

nur Bilder.

Mit dem Wörtchen wie greifen wir zurück auf unsere menschlichen Erfahrungen:

So erfahre ich Gott

wie ein Vater, wie eine Mutter

wie ein Richter,

wie ein Hirte,

wie ein Fels, eine Burg,

wie auch sonst die Erfahrung aussieht, auf die ich zurückgreife.

Und ich weiß gleichzeitig,

wie bedingt, bruchstückhaft und ambivalent  gerade diese menschlichen Erfahrungen sind.

Aber wir machen keine anderen menschlichen Erfahrungen,

selbst Gott die Liebe

ist eigentlich immer wie die Liebe,

die wir als Menschen erfahren bedingt, und ambivalent.

Von all den Bildern und menschlichen Erfahrungen

leuchtet mir am meisten

Gott als tiefster Grund der Liebe,

die unbedingte Liebe,

allerdings nur erfahrbar in allerlei menschlich bedingter Liebe.

Gott die Liebe,

gibt es nicht

als Gott die Liebe an sich.

Gott die Liebe

Gibt es

allerdings

erfahrbar in unseren menschlichen Erfahrungen.

Gibt es Gott?

„Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht.“

So hat es schon Bonhoeffer notiert.

Was wäre denn ein Gott, den es gibt?

Es gibt den Baum vor meinem Fenster.

Es gibt das Fenster, vor dem ich sitze.

Es gibt den Computer, an dem ich gerade schreibe.

Es gibt mich, wie ich gerade tippe.

Mich gibt es also.

Auch den Computer,

auch das Fenster,

auch den Baum.

Es gibt mich

Und meine Mitmenschen und Mitgeschöpfe

Und es gibt meine Umwelt, die Welt, die um mich ist.

Aber gibt es Gott?

Gibt es Gott genau auf diese Weise?

Nein, dann wäre Gott verfügbar, greifbar, fixiert.

Gott gibt es nicht wie es unsereins gibt.

Bonhoeffer hat recht.

Gott ist ein Geschehen,

besser noch:

Gott geschieht, ist immer in Bewegung, ein Geschehen mit uns, das ohne uns Menschen nicht gedacht werden kann.

Wo Liebe geschieht, geschieht Gott.