Monatsarchiv: Januar 2016

Der Gott, an den ich glaube.

Der Gott, an den ich glaube,
ist noch im Werden,
entwickelt sich auf dieser Erde unaufhaltsam
und ich kleiner Mensch kann mich entschließen,
mich diesem göttlichen Wachstumsprozess göttlicher Liebe zu öffnen.

Der Gott, an den ich glaube,
ist ein Geheimnis:
wie Liebe lebt und sich entfaltet,
liebendes Leben göttlich,
göttlich lebende Liebe.

Der Gott, an den ich glaube,
ist Urquell, Urgrund von Leben,
will Leben,
will Liebe entfalten.

Nicht an jeden Gott glauben!

Du sagst: ich glaube nicht an Gott.
Ich frage zurück: An welchen Gott glaubst du nicht?
Es gibt so viele Götter und Gottesvorstellungen,
an die ich ebenfalls nicht glaube:

Ich glaube nicht an einen Gott,
der Opfer sehen will und Blut schmecken will
Mein Gott will kein Opfer, nur Barmherzigkeit!
Ich glaube nicht an einen Gott,
der die Guten belohnt und die Bösen bestraft
Mein Gott belohnt und bestraft nicht. Er verschwendet seine Liebe!
Ich glaube nicht an einen Gott,
der allmächtig und gleichzeitig gütig und gerecht sein kann.
Mein Gott ist nicht allmächtig; allbarmherzig ist er, allerbarmend
und darin allmächtig überzeugend.

Josef, Maria und das Jesuskind im Langenfelder Kirchturm

Erst kam Josef,
etwa einen Monat vor Weihnachten,
fand Wohnung und Unterschlupf
im Langenfelder Kirchturm.
Wir boten ihm Kirchenasyl,
schützten ihn davor, abgeschoben zu werden
in eine ungewisse Zukunft in Ungarn.
Josef
war kein Jude.
Er war Jeside,
verfolgt von den Schergen der IS,
fand er Zuflucht bei uns
im Langenfelder Kirchturm.

Dann kam Maria, seine Frau,
die war nicht schwanger,
sie brachte den Jüngsten gleich mit: das Jesuskind.
Daheim
nicht in Nazareth, sondern im Irak irgendwo bei Mosul,
drei Kilometer von den Schergen der IS entfernt,
hatten sie, Maria und Josef, noch drei weitere Kinder.
Sie warten darauf,
in Sicherheit gebracht zu werden,
von Schleppern übers Meer gebracht,
haben sie noch einen langen Weg zu uns.

Ein Jahr hatte Maria ihren Josef
nicht mehr gesehen.
Solange war er fort von ihr,
auf der Flucht und der Suche nach Sicherheit für seine Familie.
Maria brachte noch jemanden mit,
einen 17jährigen Neffen,
aber auch er sprach nicht unsere Sprache.

Nur eine Weile blieben die drei,
Maria, das Jesuskind und ihr Neffe
im Langenfelder Kirchturm.
Sie mussten sich registrieren lassen in Zirndorf,
wie einst der jüdische Josef in Bethlehem.

Und noch ein Unterschied zu damals:
Diesmal kamen keine Hirten. Und keine Engel.
Es kamen auch keine drei heiligen Könige.
Die kamen nur bis zum Pfarrhaus und baten um eine Spende.
Nein heuer kamen keine Sterndeuter, die Geschenke und Hilfe brachten.
Diesmal kamen
viele Langenfelder, Ullstädter, Neustädter und andere
Menschen aus der Umgebung
mit großer Bereitschaft
Josef, und auch seiner Maria und dem Jesuskind zu helfen
im Langenfelder Kirchturm

Sie brachten Geschenke, Zeit und Zuwendung,
gaben zu essen, spielten mit ihm und gaben ihm Arbeit.
Sie freuten sich,
Josef, später auch mal seine Maria und das Jesuskind in der Kirche beim Gottesdienst zu sehen.

Noch
Ist Josef
bei uns im Langenfelder Kirchturm.
Noch ist
Irgendwie Weihnachten.
Und was damals vor 2000 Jahren in Bethlehem geschehen ist,
ist wohl nicht viel anders gewesen
als bei uns heute im Langenfelder Kirchturm.